Aegidi / Spalo
Bildquelle: Ägidi/Spalo während des Abbruchs, aus: Schädlingsbekämpfung
Adresse: Aegidigasse 13, 1060 Wien
Erste Aktivität: 1982 Zeitraum: 1982 - 1988 Status: historisch
Begann als schleichende Besetzung und endete mit einer großangelegten Räumung.
Dieter Schrage: 1982/83 bis 1988: Aegidi/Spalo
Mit der Räumung der GAsserGAsse hatte 1983 in Wien wieder der Kampf um ein autonomes Jugendhaus begonnen. Und schließlich erhielt im Herbst des Jahres eine Gruppe von Punks, späten Hippie-Nachfahren, Autonomen, feministisch engagierten Frauen und anderen die beiden sanierungsbedürftigen Häuser Aegidigasse 13 und Spalowskygasse 3. Die verbindende Idee für beide Häuser war, als Gegenentwurf zur bestehenden Ordnung eine Einheit von Leben, Wohnen, Arbeiten und Kultur zu schaffen.
Betrieben wurden die beiden Häuser, in denen sich neben den Kulturräumen und Werkstätten 42 Wohnungen befanden und etwas über 100 Personen lebten, von einem Verein für Gegenkultur. Dabei gab es - wie einstige BewohnerInnen in der Diplomarbeit Träume einer Subkultur von Athina Georgiov berichteten - Spannungen zwischen den Autonomen, Feministinnen und Punks in der Aegidigasse und den Späthippies, Junkies und Desperados in der Spalowskygasse. Groß waren vor allem die von außen kommenden Probleme. Da waren einerseits die anhaltenden Attacken von Rechtsradikalen auf die Punk-Häuser, was dazu führte, daß die Aegidi/Spalos sich immer mehr einbunkerten. Andererseits kam auch eine heftige Ablehnung von der Wohnumgebung, der Bezirksvertretung (außer den Grünen) und vor allem durch den ÖVP-Bezirksvorsteher Pint. Geschürt wurde diese Ablehnung durch die offiziellen BezirksrepräsentantInnen auch durch die Tatsache, daß die Aegidi/Spalos kritisch zu dem Stadterneuerungsprogramm Gumpendorf, das vor allem zu Lasten der sozial Schwachen und Alten ging, Stellung nahmen.
… Am 11. und 12. August 1988 wurden in einer äußerst brutalen Polizei-Aktion - am 12. gab es eine richtige „Bullenprügelstraße" - die beiden Häuser geräumt. Wieder war eine größere Zahl von Jugendlichen obdachlos, wieder begann das Ritual des Wiener Häuserkampfes: Demonstrationen, Flugblätter, Pressekonferenzen, Besetzungen, Verhandlungen u.a.
Mit Erlaubnis des Autors leicht editierte Auszüge aus Dieter Schrage: Gegenkultur, autonome Jugendkultur in Wien seit 1945 (unveröffentlichtes Manuskript)
Text: https://besetzungsarchiv.org/text/16