KriSU


Website: http://krisu.noblogs.org/
Adresse: Universitätstrasse 2, 1090 Wien
Erste Aktivität: 2008 Zeitraum: 2008 Status: historisch

Die Kritische und Solidarische Universität (KriSU) verstand sich als ein Ort der Selbstverwaltung, des Austauschs und der Diskussion. Als ein Ort der emanzipativen und kritischen Wissensproduktion, der alternative Lebens- und Produktionsweisen gegen Kapital und Staat diskutiert und umsetzen wollte. Die herrschenden gesellschaftlichen Machtverhältnisse hinterfragend, ergründete sie u.a. die Einbettung der traditionellen Universität in den kapitalistischen Verwertungsprozess, versuchte alternative Lebensweisen aufzuzeigen und vorzuleben sowie eine Solidarische Ökonomie zu diskutieren und zu fördern. Feminismus, Antirassismus und das Engagement gegen Antisemitismus und Islamophobie waren Grundlagen der KriSU und als wichtige Bestandteile ihrer Praxis zu verstehen.

Am 6. Dezember 2009 wurde die Universitätsstraße 2 im 9. Wiener-Gemeindebezirk besetzt.
KriSU-Aktivist_innen machten Räumlichkeiten, die seit rund 2 Jahren leer stehen, für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.
In der Petition für eine „Kritische und Solidarische Universität" präsentierte die KriSU ihr Nutzungskonzept für ebensolche Räumlichkeiten.

Petition für die „Kritische und Solidarische Universität – KriSU“ (Wien)

Die
soziale, ökologische und wirtschaftliche Krise der gegenwärtigen
Gesellschaft macht „business as usual“ zu einer Drohung.
Arbeitslosigkeit und Armut werden zunehmen, der Klimawandel ist kaum
mehr zu bremsen, die Wachstumswirtschaft stößt an ihre Grenzen. Die
Universität hat diese Entwicklungen unterstützt und mitzuverantworten.
Sie hat versagt als Organ der kritischen Reflexion – weil sie von einer
Gesellschaft finanziert und getragen wird, die von Reflexion eigentlich
nichts wissen will. Sie interpretierte mit Betriebsamkeit das
Weltgeschehen, während der Neoliberalismus die Welt dem Marktdogma
gemäß verändert und in eine beispiellose Krise geführt hat.

Es
muss ihr eine andere universitäre Praxis entgegen gestellt werden, die
sich nicht an Konkurrenzfähigkeit, selbstzweckhaftem
Wirtschaftswachstum und der Konditionierung für den Arbeitsmarkt
orientiert. Eine Praxis, bei der es nicht um impact points, akademische
Karrieren und Drittmittelacquirierung geht. Die Kritische und
Solidarische Universität hat zum Ziel, Freiräume zu schaffen, um die
Einbettung der Universität in kapitalistische Verwertungsprozesse zu
analysieren, gesellschaftliche Hierarchien zu hinterfragen und
Grundlagen einer Solidarischen Ökonomie zu legen – einer Solidarischen
Ökonomie, welche die immens gestiegenen Reichtumspotenziale unserer
globalen Gesellschaft auch wirklich zu Reichtum für alle macht und
nicht auf der Verarmung und dem Elend der Massen aufbaut; einer
Solidarischen Ökonomie, die auf der grundsätzlich gemeinschaftlichen
Natur unserer Lebensgrundlagen beruht und sie auch als
gemeinschaftliche Güter pflegt und vermehrt.

Eine Kritische und Solidarische Universität kann in der bestehenden Universität nicht Fuß fassen.

* Sie braucht autonome Räume, um Kritik zu üben und neue Formen von Wissen zu generieren.
* Sie braucht autonome Räume, um Studierenden Kreativität und zwangloses Experiment zu ermöglichen.
* Sie braucht autonome Räume, um alle Interessierten zu Studierenden zu machen.
* Sie braucht autonome Räume, um unterschiedliche gesellschaftliche
Gruppen – Arbeiter_innen, Angestellte, Hausmänner und -frauen,
kritische Lehrende, Kinder, Künstler_innen, Studierende,
Forscher_innen, Migrant_innen usw. – zusammenzuführen und daraus zu
lernen.
* Sie braucht autonome Räume, um in die bestehende Universität hineinwirken zu können.
* Sie braucht autonome Räume, um eine Solidarische Ökonomie, die auf
Selbstverwaltung, Demokratie, Gemeinwesenorienterung und Kooperation
beruht, auszubauen und zu stärken.
* Sie braucht autonome Räume, um eine Perspektive für Studierende und
Nicht-Studierende zu entwickeln, die den Zwang zur Arbeit im Dienste
von Wirtschaftswachstum, Konkurrenz und Vermarktung lockert.
* Sie braucht autonome Räume für eine Solidarische Ökonomie der Bildung.

Eine
Kritische und Solidarische Universität ist ein langfristiges Projekt
der Veränderung von Universität und Gesellschaft. Jetzt sofort muss sie
angesichts der drängenden gesellschaftlichen Probleme beginnen. Die
Kritische und Solidarische Universität revitalisiert Räume, die seit
mehreren Jahren leerstehen und für die kein Nutzungsplan besteht. Hier
und heute tut sie einen ersten Schritt aus der Krise.

Ihr Konzept hat 5 Säulen:

1. Lebendige Verbindung und universitas von Forschung, Lehre und Praxis
2. Selbstverwaltung, Feminismus, Antirassismus und Engagement gegen Antisemitismus
3. nicht-kommerzieller Charakter
4. Unabhängigkeit vom Staat
5. Bildung für Solidarische Ökonomie und Aufbau einer Solidarischen
Ökonomie der Bildung durch Erforschung, Vermittlung und Entwicklung
selbstverwalteter, gemeinwesenorientierter und kooperativer
Produktionsweisen.

Text: https://at.indymedia.org/node/16427 http://krisu.noblogs.org/post/2009/12/06/petition/