Simmering 1975



Adresse: Simmeringer Hauptstrasse 84, 1110 Wien
Erste Aktivität: 1975 Zeitraum: Februar 1975 Status: historisch

Im Februar 1975 besetzten Jugendliche ein Haus an der Ecke Simmeringer Hauptstraße / Gottschalkgasse, nachdem sie aus einem Kellerlokal geworfen wurden. Nach zehn Tagen wurde das Haus abgerissen, die Jugendlichen standen wieder auf der Straße

Die Arbeiterjugend in Simmering waren die ersten
Bereits im Frühjahr 1974 forderten ca. 80 Jugendliche, zur Verbesserung ihrer Situation folgendes Programm:

* Ein Jugendzentrum in Montage-Bauform
* Die Leiter und Betreuer werden von den Jugendlichen gewählt
* Die höchste Instanz ist die Vollversammlung
* Selbstgestaltung der Räume
* Das Programm wird von den Jugendlichen bestimmt
* Öffnungszeiten im Rahmen der Jugendschutz-Bestimmungen
* Kontrolle der Kasse, die Entscheidung über Investitionen durch die Jugendlichen

In der ersten Nummer der Arenazeitung 1976 kann man folgendes lesen:
„Das im Oktober darauf in Kaiserebersdorf im Keller eines Gemeindebaus eröffnete Jugendzentrum wurde von Hausbesorgern übernommen, die teilweise sogar Revolver umgeschnallt trugen. Anfang Jänner 1975 löste sich dieses auf und die Jugendlichen standen wieder im Freien. Am 8 Februar wurde von ihnen ein leerstehendes Haus Ecke Simmeringer Hauptstraße /Gottschalkgasse gestürmt und in Beschlag genommen. Sie wollten darin eine Discothek, die nicht auf Profit aus ist, ein Jugendcafé ohne Konsumzwang, Räume für kulturelle und sportliche Aktivitäten einrichten. Zehn Tage lang renovierten sie das Haus, zehn Tage verhandelten sie mit den Gemeindeverantwortlichen Am elften Tag wurde jedoch einfach abgerissen, als die Jugendlichen von Hasenleiten und Kaisererbersdorf und dem Geiselberg in der Arbeit waren. (Erst acht Jahre später wurde auf dem damals so eilig abgeräumten Grundstück das geplante Genossenschaftswohnhaus verwirklicht)
Die Gemeindejugendzentren sind je nach Lust des Aufpassers zwei- bis dreimal in der Woche offen, wobei Zugehörige zur SJ bevorzugt werden. Die meiste Zeit war also zugesperrt, die Jugendlichen standen deshalb wieder im Freien, trafen sich in den umliegende Parks oder in diversen Gaststätten. Dies hat sich seit der Besetzung der Arena geändert. Sie haben ein eigenes Center gegründet, wo sie sich treffen und über ihre Aktivitäten beraten. Sie haben vor, Film-, Musikvorführung und Ausstellungen zu inszenieren. Es gibt den konkreten Vorschlag, eine Disco kostenlos zu betreiben. Auch stehen sie in Kontakt mit Bewährungshelfern, mit denen sie in Zukunft zusammenarbeiten wollen.“

Text: Wien wirklich 1983, S. 142, Verlag für Gesellschaftskritik / Quelle: http://www.jugendzentren.at/about/history/7.html