Wagenplatz : Wagenplatz Treibstoff - offener Brief an Häupl
Dr. Michael Häupl
sowie an alle VertreterInnen des Wiener Gemeinderats
Wagentruppe Treibstoff
Derzeit: Südportalstraße/ Ecke Trabrennbahnstraße
1020 Wien
treibstoff-ät-wagenplatz.at
Telefon: 0681/10606784
Offener Brief der Wagentruppe Treibstoff an den Bürgermeister von Wien , Michael Häupl, sowie alle Fraktionen und Mitglieder des Gemeinderates
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,
Wir, die Wagentruppe Treibstoff, wenden uns auf diesem Wege direkt an Sie, da wir momentan keine andere Möglichkeit sehen mit verantwortlichen Menschen aus der Stadtverwaltung in Kontakt zu treten.
Wagenleben und Wagenplätze haben in Wien bzw. in Österreich noch kaum Tradition. Dieses moderne Konzept der alternativen Lebensgestaltung besitzt jedoch in vielen Ländern der EU und der ganzen Welt eine lange Geschichte. Viele Städte haben Wagenplätze bereits in ihr Stadtbild integriert und den kulturellen, sozialen und politischen Nutzen derartiger Projekte verstanden.
Alternative Wohn- und Lebenskonzepte bedürfen oftmals gewissen Veränderungen bzw. neuen Auslegungen der Bauordnung. Es gibt diese neuen Ansätze Wagenplätze auch auf verwaltungstechnischer Ebene zu legalisieren bereits in vielfacher Form. (Wir stehen gerne zur Verfügung ihnen Beispiele aus andern Ländern und Städten bereit zu stellen.)
Wagenplätze existieren in Wien mittlerweile seit mehr als drei Jahren. Sie auch zu legalisieren wäre ein wichtiger politischer Akt. Wir hoffen, dass Sie diese historische Situation erkennen und dass die Wagenfrage einen Platz auf der politischen Agenda bekommen wird. Schon ein grundsätzliches Bekenntnis zum Wagenleben würde jegliche private Platzfindung erheblich erleichtern.
Im Vorfeld könnte die Stadt Wien zur Aufrechterhaltung des sozialen Friedens einen Koordinator zur Findung von Übergangslösungen einsetzen. Mit Hilfe des Koordinators sowie dem Wagenplatz Treibstoff könnten die Rahmenbedingungen für ein geeignetes Grundstück ausgehandelt und beispielsweise eine temporäre Sondernutzung vereinbart werden.
Die Zeit, die eine solche Übergangslösung liefert könnte dann für die Lösung der politischen Fragen genützt werden.
Es sollte im Interesse aller Beteiligten sein, dass sich ein monatelanges Szenario wie letzten Sommer nicht wiederholt.
Wir hoffen, dass sich die Stadt Wien zu kultureller und sozialer Vielfalt sowie alternativen Lebenskonzepten bekennt oder zumindest einen Dialog ermöglicht, um so die Vorzüge des Wagenlebens in eine politische und verwaltungsrechtliche Diskussion einfließen zulassen.
Es existieren bereits vielfach wissenschaftliche Arbeiten, die auf sozialer, architektonischer, städtebaulicher, baurechtlicher Basis die Verwirklichung von Wagenburgen im urbanen Raum erforscht haben. Das hierzu gesammelte Material stellen wir gerne allen Interessierten zur Verfügung. An dieser Stelle möchten wir nur kurz auf die Diplomarbeit „Wohnen ohne Fundament“ von Annika Schönfeld und Tobias Pralle verweisen, die auch online unter http://www.wagendorf.de/studien/Schoenfeld-Pralle/Wohnen-ohne-Fundament.htm einsehbar ist.
Da wir nicht davon ausgehen, dass wir Ihnen Herr Häupl den Brief persönlich überreichen werden dürfen, haben wir uns dazu entschlossen diesen Brief auch an die VertreterInnen der Medien weiterzugeben.
Wir würden uns aber sehr über persönliche Gespräche freuen.
Mit freundlichen und Zukunft weisenden Grüßen,
Wagentruppe Treibstoff