Wagenplatz : Wagenplatz Treibstoff - Soli-Erklärungen
W.E.G. (Schenke + KostNixLaden + Theoriebüro):
Solidarität mit der Wagentruppe Treibstoff! Für eine Politik, die
Wagenleben möglich macht!
Die Ereignisse um die aktive Wiener Wagenplatzszene sind für alle
irgendwie progressiv denkenden Leute schockierend.
Wir wissen wie schwierig es ist, selbst „legale“ und „gewöhnliche“ Räume
und Infrastrukturen aufrechtzuerhalten. Das Wagenleben auszuprobieren ist
nun auf Grund der gesellschaftlichen und organisatorischen Widerstände, die
sich unter den gegebenen Verhältnissen auftun, bereits ohne zusätzliche
Repression ein Wagnis. Gerade weil diese Lebensform aber einen Bruch mit
der bestehenden Norm darstellt, ist sie so wichtig und auch politisch
relevant. Die Schikanen, denen ihr nun von Seiten der Behörden bzw. der
Stadt Wien ausgesetzt seid, sind derart perfide, dass sie schlicht das
erträgliche Maß sprengen – und das alles nur, um alternative Lebensformen
gezielt zu sabotieren.
Wir wünschen euch viel Kraft und Durchhaltevermögen, was ihr hier
durchkämpft ist für uns alle wichtig!
Solierklärung des Wagenplatzes Zomia
Die Wagengruppe Zomia aus Hamburg sendet solidarische Grüße nach Wien!
MIt zunehmender Sorge und Wut haben wir in den letzten Wochen und Monaten
die Geschehnisse in Wien verfolgt. Wir sind erleichtert, dass eure Gefährte
wieder auf freien Rädern sind. Eure Aktion “We`re not gonna take it… anymore
WAGENPLÄTZE SCHLAGEN ZURÜCK” an diesem Wochenende unterstützen wir in
Hamburg mit einer Bauwagenralley quer durch die Stadt. Wir wollen zeigen,
dass alternative vielfältige Lebensformen auf Rädern in Hamburg in Wien und
anderswo lebendig und existent sind. Man kann uns nicht wegdefinieren, durch
Gesetze und Verbote die gegen eine vielfältige, offene und bunte Stadt
stehen, nicht einschüchtern. Heute versuchehn wir gerade, die “schönste
Fläche der Welt” in Hamburg-Wilhelmsburg zu befahren und sind gekommen um zu
bleiben! Die Hinhaltetaktik der letzten Wochen, die Vorschläge zum Verlassen
des Bundeslandes oder der Zersplitterung der Gruppe machen diesen Schritt
für uns notwendig. Auch wir werden in Hamburg für Freiräume und für eine
Stadt für alle kämpfen. Repression nimmt uns nicht unsere Stärke.
Solidarität ist eine Waffel! (Lasst uns mal zusammen Waffeln backen…).
Wir sind gekommen um zu bleiben!
Soli-Statement der Film-,Text- und Theaterarbeiterin Tina Leisch:
Das Leben in Wagen ist eine alternative Lebensform,
die seit Jahrhunderten in Mitteleuropa gelebt wird und erst durch
die Stigmatisierung nichtsesshafter Lebensformen als “asozial”
und ihre Verfolgung und Vernichtung durch die Nazis sind viele traditionelle Wagenplätze
verwaist und das Leben im Wagen weniger üblich geworden.
Eine Stadtverwaltung, die sich nicht die Etiketten “hinterwäldlerisch”,
“provinziell”, und “engstirning” verdienen möchte, sollte es doch zustande bringen,
zusammen mit den Wagenburgleuten Lösungen dafür zu finden, dass auch solche
Experimentierfelder für andere Lebensformen in dieser Stadt geeignete Plätze finden.
Je mehr verschiedenen Entwürfe von Lebens- und Wohnkultur eine Stadt zu beheimaten
versteht, um so vielfältiger und lebenswerter ist sie.
Je verrücktere und ungewöhnlichere Experimente für diejenigen möglich sind, die in
einem kapitalistischen Alltag, dessen oberste Maxime Gewinnmaximierung ist,
nicht glücklich werden, um so weniger Selbstmorde, Drogentote, Alkoholkranke.
Ich protestiere hiermit gegen die Politik der Wiener Stadtregierung,
der Entstehung von Wagenburgen große Steine in den Weg zu legen
und die Wagenburgleute oftmals unnötig zu schikanieren.
Ich protestiere gegen die gewaltsame Räumung der Wagentruppe Treibstoff in der Baumgasse,
die drohende Räumung der Wagenburg in der Hafenzufahrtsstraße,
sowie den Umgang mit der Wagenburg in der Lobau und fordere die Stadt Wien auf,
ihr Bekenntnis zu Vielfalt und Toleranz als Maxime für die Unterstützung der Wagenburgen
herzunehmen.
MfG
Tina Leisch
Univ. Prof. Mag. Christian Kravagna:
Ich unterstütze vollinhaltlich untenstehende Erklärung und möchte ergänzen:
in einer Stadt, die angeblich die höchste Lebensqualität weltweit zu bieten hat, kann es nicht angehen, dass gerade diejenigen Lebensprojekte, die für “Leben” in einer ziemlich überverwalteten Stadt sorgen, dem lächerlichen Hausordnungsprinzip zum Opfer fallen, mit dem sich eine einstmals progressive sozialdemokratische Politik (vergeblich) dem rechten Druck zu erwehren sucht. Alles, was den scheinbar konsensualen status quo in Richtung Vervielfältigung von Lebensformen aufbricht, kann dieser Stadt nur gut tun.
Geschichte: zum Ursprung des einstmals sozialistisch/sozialdemokratischen Wohnbaus der 1920er Jahre: die Wagenburgen von heute müssen in der Tradition der informellen Siedler aus der Zeit des 1. Weltkriegs betrachtet werden; sie waren es, die freien Lebensraum jenseits des profitorientierten Wohnungsmarktes beanspruchten und die Stadt Wien damit zu wegweisenden Projekten des kommunalen Wohnbaus herausgefordert haben. Politisch kann (ungeachtet der Parteifarbe) so oder so auf alternative Lebensformen reagiert werden. Aber mit ein ein klein wenig Geschichtsbewusstsein sollte eine Stadt wie Wien zumindest wissen, woher sie kommt: aus den “Wagenburgen” ihrer glorreichen Zeit.
SOLIDARITÄTSERLKLÄRUNG
Ich spreche mich gegen die aktuelle Politik der Wiener Stadtregierung
aus, die der Entstehung von Wagenburgen große Steine in den Weg legt.
Ich protestiere mit meinem Namen gegen die gewaltsame Räumung der
Wagentruppe Treibstoff in der Baumgasse, die drohende Räumung der
Wagenburg in der Hafenzufahrtsstraße, sowie den Umgang mit der
Wagenburg in der Lobau. Wagenburgen sind eine Alternative, die dieser
Stadt einen offenen und vielfältigen Charakter geben.
Ob Zwischennutzungskonzepte, die Ausweisung von geeigneten Flächen für
experimentelles Leben auf Rädern oder die Unterstützung der Gruppen
bei Gesprächen bzw. Verhandlungen mit privaten EigentümerInnen, die
Stadt Wien muss ihren aktuellen Kurs jetzt ändern und endlich neue
Wege gehen, anstatt auf Repression und Ausgrenzung zu setzten. Wenn
Wien anders sein soll muss es auch derartige Alternativen ermöglichen.
]a[ akademie der bildenden künste wien
Univ. Prof. Mag. Christian Kravagna
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Postcolonial Studies
Solidaritätserklärung der Mitarbeiterinnen des Kulturzentrum Spittelberg /Amerlinghaus:
Wieder einmal zeigt sich, dass politisch Verantwortliche in dieser Stadt
gemeinsam mit kapitalistischen Unternehmen versuchen, Personen und
Initiativen, die selbstgewählte Formen des Zusammenlebens praktizieren,
kollektive Entscheidungen für ein Leben treffen, das “anders” ist, als es
den normativen Vorstellungen und den Regeln der Verwertbarkeit entspricht,
zu vertreiben, zu verjagen, mit bürokratischen Rädern zu überrollen, zur
Kassa zu bitten, an den Rand zu drängen, zu schikanieren. Wenn sie sich das
nicht stillschweigend gefallen lassen, dann folgen Klagen, Gerichtsverfahren
und Kriminalisierung, der ganze Apparat wird aktiv.
Es scheint, dass eine kleine Gruppe von Menschen mit alternativen
Lebensentwürfen für die etablierte “Ordnung” eine ganz schöne Bedrohung
darstellt, wenn die Reaktionen so massiv sind.
Warum nicht einfach eines der vielen geeigneten brachliegenden Grundstücke
zur Verfügung stellen? Da würden ja noch andere daherkommen mit ihren
Forderungen!
Wie wär denn das, wenn mehr Menschen sich dem Wohnungsmarkt entziehen oder
sich etwa nicht mehr krumm hackeln wollen für zu hohe Mieten, für zu wenig
Kohle? Wenn alle Freiräume fordern und auch noch Bewegungsfreiheit für alle,
wenn alle sich gegen Ausplünderung von Arbeiter_innen und denen, die sowieso
schon wenig haben zu Gunsten der herrschenden Klasse zur Wehr setzen?
Es könnte ja passieren, dass mehr Personen, die Konzepte von dem was
“normal” ist, in Frage stellen – womöglich noch Geschlechterrollen
demontieren, sich nicht in In- und Anderländer spalten lassen , und dies in
aller Öffentlichkeit praktizieren – ja wo kämen wir denn da hin!
Genau dahin wollen wir!
Tun wir uns zusammen, handeln wir solidarisch, lasst uns unbequem sein!
Gegen Repression!
Für mehr Freiräume, mehr emanzipatorische und selbstorganisierte Projekte,
mehr autonome Hausprojekte, mehr Wagenplätze!
Solidaritätserklärung von Frau Herz:
Das Funktionieren einer Stadt kann nicht eine alles überrollende Verwaltungsmaschinerie, ebensowenig das sture durchexerzieren von gesetzlichen Texten bedeuten – ganz so als handle es sich bei einer Stadt nicht um lebendige sondern vielmehr um längst tote, nicht weiter änderbare oder sich per se verändernde Strukturen.
Das permanente Sichtbarmachen einer lebendigen und diversiven Stadt durch das erweitern von Lebens- und Wohnkonzepten wie den Wagenplätzen und Wagenburgen scheint die Verantwortlichen der Stadt Wien jedoch derart zu überfordern, dass diese keinen anderen Ausweg sehen als solche Lebensformen zu kriminalisieren und zu schickanieren. Entgegen dieser kleinbürgerlichen Ängste stellt ein Wagenplatz aber eine Berreicherung und Erweiterung einer Stadt dar und macht sie zu dem, was sie per definition sein möchte: ein Raum, in dem Menschen verschiedener sozialer und sonstiger Herkünfte gemeinsam leben, in dem Kultur und kreative Initiativen entstehen können und Unterstützung finden.
Deshalb ist es mir ein Anliegen, mich explizit von den Politiken dieser Stadt – besonders in Bezugnahme auf die kürzliche brutale Räumung und den Versuch des Entzugs der Existenzgrundlagen aller Bewohner_innen des Wagenpaltzes Treibstoff, die Vertreibung des Wagenplatz Hafenstraße sowie die Unbewohnbarmachung des Wagenplatzes in der Lobau – zu distanzieren.
Ich fordere hiermit die sofortige Legalisierung, Anerkennung und Förderung alternativer Lebens- und Wohnmodelle im Sinne einer vielfältigen und offenen Stadt.
Wagen auf den Stephansplatz!
Kathrin Füßl / Frau Herz, bildende Künstlerin und Musikerin
Initiative Hausprojekt:
Wien ist anders ?!?
Pah! Die Stadt Wien pfeifft auf alternative Lebensformen und denkt nicht
im Geringsten daran diese zu unterstützen. Bis jetzt hat sie es verbockt,
eine Lösung für die Wagenplätze Wiens zu schaffen, was darin geendet hat,
dass den Menschen von der Wagentruppe Treibstoff
(http://treibstoff.wagenplatz.at/) ihre Wägen und somit ihr zu Hause
weggenommen wurde und der Rest der WagenplatzlerInnen eingezäunt und
zusammengedrängt auf einem völlig überteuerten Grundstück in der Lobau
steht, neben dem zu allem Überfluss auch noch eine Großbaustelle gestartet
wurde (http://akwlobau.wagenplatz.at/).
Wir erklären uns solidarisch mit den Forderungen der Gruppe Treibstoff und
allen in Wägen lebenden Menschen und appellieren an die Stadt Wien einen
progressiven kulturpolitischen Kurs einzuschlagen! Wir wollen eine bunte,
lebendige Stadt und keinen genormten, Brechreiz verursachenden
Einheitsbrei.
Für mehr Wagenplätze und Hausprojekte!
hausprojekt.noblogs.org
Kollektiv und Beisl “Idee direkte Aktion”:
Wir, der Verein Idee:direkte Aktion, verurteilen die polizeiliche Räumung der Wagentruppe Treibstoff aufs schärfste.
Diese Gemeinschafsaktion von Polizei, Porr und Stadt Wien ist ein erneuter Angriff auf linke Strukturen und ein massiver Eingriff in das Grundrecht zur freien Wahl der Lebensform. Sie reiht sich ein in die stetig steigende Repression gegen anders denkende, kritische, unbequeme, politisch engagierte, Menschen oder Gruppen. Wir fordern die Stadt Wien auf ihre eskalative Politik einzustellen und endlich dafür Sorge zu tragen, das Leben in Wägen nicht mehr fortwährend zu kriminalisieren. Es ist ja schon peinlich genug, dass Wohnbaustadtrat Ludwig seine vollständige Zeit dafür aufwendet, täglich wie ein Grinsepferd aus jedem Gratis-Drecksblatt zu glotzen um den in Wien wohnenden Menschen vorzulügen, wie leistbar und komfortabel das Wohnen in Wien sei. Es ist jedoch die reinste Verhöhnung, dass bei stetig steigenden Mietpreisen, trotz immensem Leerstand, Menschen und Projekte kriminalisiert und aus dem Stadtbild vertrieben werden, die nicht nur versuchen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sondern auch für andere Menschen unkomerziell nutzbaren Raum schaffen wollen.
Wir solidarisieren uns voll und ganz mit den Menschen und Forderungen der Wagentruppe Treibstoff und fordern die sofortige Herausgabe der Wägen
ohne Kosten für die betroffenen Wägler_innen, eine lückenlose Aufklärung der rechtlich umstrittenen Räumung, sowie mehr Wagenplätze in Wien und überall.
Liebe Treibstoffbande: Kopf hoch, der Kampf geht weiter – wir sind dabei! Für ein, zwei, 1000 Wagenplätze! :ninja:
eure
I:dA
KuKuMA:
Wir Gruppen (plan.los!, Kaleidoskop, …) und Personen aus dem Netzwerk KuKuMA erklären uns solidarisch mit dem geräumten Wagenplatz Treibstoff und dem akut räumungsbedrohten Wagenplatz Hafenstraße.
Als unabhängige und autonome Kulturarbeiter*innen fordern wir einen Kurswechsel der Stadtpolitik, einen Stop der Repression sowie mehr Mittel und Förderungen für alternative Räume und Lebensweisen!
Der Wagenplatz Treibstoff wurde am Morgen des 21.10. von einer hunderstschaft an Polizeikräften mit unterstützung der Abschleppfirma „Toman“ ohne Vorwarnung geräumt. Mehr als fünfzehn Personen stehen nun
kurz vor dem Winter ohne ihre Unterkunft auf der Straße. Zudem sind über 10.000e an Kosten für den Abtransport und die Rückgabe der Wägen zu entrichten.
Der Wagenplatz Hafenstraße ist akut Räumungsbedroht. Seitens der MA69 (=Liegenschaftsmanagement der Stadt Wien) wurde für Donnerstag den 28.10. 9h die Räumung des Platzes angekündigt. Konkret brauchen die Bewohner*innen Unterstützung beim Abbau und Hilfe beim Aufräumen. Ein von mehreren Menschen über neun Monate bewohnter Ort lässt sich so einfach nicht binnen zwei Tagen packen!
Der ausverhandelte und “legalisierte” Wagenplatz Lobau wurde ebenso direkt nach den Wahlen in Wien vor die bisher nicht kommunizierte Tatsache gestellt nun neben einer 24hGroßbaustelle existieren zu müssen.
Wir finden das der momentane Umgang mit Wagenleben und alternativen Lebensweisen in Wien zutiefst verachtenswert ist. Auch scheint die Wiener SPÖ kurz nach den Wahlen noch schnell mit Projekten die nicht auf ihrer Linie liegen abrechnen zu wollen.
Wir rufen dazu auf die Wagenplätze aktiv zu unterstützen, sich über die aktuelle Lage von Projekten in Wien zu informieren und die Stadt Wien über euer Missfallen aufzuklären.
Links zum Thema:
http://at.indymedia.org/node/19217
http://at.indymedia.org/node/19284
http://at.indymedia.org/node/19193
http://treibstoff.wagenplatz.at/
http://hafenstrasze.wagenplatz.at/
http://akwlobau.wagenplatz.at/
Kontakt zur MA69:
http://grundstuecke.wien.at
Kontakt zu Häupl:
http://www.wien.gv.at/advuew/internet/A … %20Michael
Food not Bombs Wien:
Das Kollektiv Food not Bombs Wien, erklärt sich solidarisch mit unseren
Freund_innen des Wagenplatzes Treibstoff. Wir stellen uns dezidiert gegen
ein neoliberales Gesellschaftskonzept, welches ausschließlich am Profit
des_der Einzelnen orientiert ist. Die Kriminalisierung jeglicher
alternativer Lebenskonzepte einhergehend mit der überzogenen Repression,
von welcher Aktivist_innen betroffen sind, scheint charakteristisch für
Wien geworden zu sein. Dies können und wollen wir nicht akzeptieren!
Mit Wut und Fassungslosigkeit beobachten wir welche Linie die Stadt Wien
bezüglich der Wagenplätze einschlägt und welcher Mittel sie sich bedient.
Wir fordern die sofortige Rückgabe der Wägen und Akzeptanz dahingehend
alle leerstehenden und brachliegenden Flächen bewohnen, sowie Flächen der
Öffentlichkeit nutzen zu können.
Es wird Zeit zu handeln, denn (nicht nur) wir kochen vor Wut!
Food not Bombs Wien
http://foodnotbombs-wien.blogspot.com/
Initiative Minderheiten:
Räumung der Wagentruppe “Treibstoff” und Repression gegen WagenbewohnerInnen in Wien
Die Initiative Initiative Minderheiten erklärt sich solidarisch mit den Forderungen der Wagentruppe “Treibstoff”, die letzte Woche durch ein Großaufgebot der Polizei geräumt wurde. Wir fordern die Stadt Wien auf, Wagenburgen zu ermöglichen und repressive Räumungen einzustellen.
Um 9.00 Uhr am Donnerstag, den 21.10.2010 hat ein Großaufgebot der Polizei, Wega und LVT (Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung) den Wagenplatz Treibstoff in der Baumgasse geräumt. Fast alle der 20 Wägen wurden von dem Abschleppunternehmen Toman abgeschleppt. Obwohl einem Teil der Gruppe die Möglichkeit gegeben wurde die Fahrzeuge selbst herunterzufahren, wurde gemeinschaftlich beschlossen diesmal den Platz nicht mehr zu räumen. Die BewohnerInnen wurden sodann nach Aufnahme der Personalien, Abfilmen und Fotografieren des Platzes verwiesen.
Die Wagentruppe Treibstoff versteht sich als subversives und subkulturelles Projekt, das in den letzten drei Jahren versucht hat in Wien selbstverwaltetes Wagenleben zu ermöglichen. Es gibt mittlerweile drei Wagenburgen in Wien. Darüber hinaus ist es das Ziel auf den Wagenplätzen Strukturen zu schaffen, die den aktuellen kulturellen, sozialen und vor allem auch Stadtumstrukturierungsmaßnahmen entgegenwirken. Die vielen brachliegenden Grundstücke in Wien bieten hierzu auf Zwischennutzungsbasis die geeigneten Voraussetzungen.
(mehr Informationen dazu erhalten Sie auf der webseite: http://www.treibstoff.wagenplatz.at)
Aktuell ist die Lage aber jene, dass die Stadt Wien äußerst repressiv gegen diese Bemühungen vorgeht. Mit letzter Woche sind über 15 Personen obdach- und heimatlos geworden. Es werden horrende Kosten für die Abschleppung auf die Wagentruppe zukommen.
Die Wagentruppe Treibstoff fordert daher:
- sofortige Aufnahme von Gesprächen mit Verantwortlichen in der Stadt Wien
- Verhandlungen über Zwischennutzung auf Plätzen innerhalb der Stadt Wien
- Sofortiges Ende der Repression gegen WagenbewohnerInnen in Wien
Solierklärung der Wiener Action Samba Band für die Wiener Wagenplätze:
Räumen, Vertreiben, Verarschen,… Aber Hallo, geht’s noch?
Häupl, Ludwig & Co:
Schluss mit der Hetze!
Zwischennutzung ermöglichen,
Rathaus räumen,
Wägen zurückgeben,
Wagenplätze her!
Liebe Wagenplatzbewohner_innen,
wir stehen lautstark hinter euch!
Krachen lassen!
Liebe, Wut, Samba & Wagenplätze
Eure Sambaband
http://at.indymedia.org/node/19394
Gerhard Ruiss, Autor und Musiker
Es wird vermutlich ganz viele durch und durch gesetzlich und rechtlich einwandfreie
Gründe geben, warum es nicht sein darf und soll, daß ein paar Wagensiedlungen auf
unbebautem Gelände in Wien zu finden sind, auf denen ein paar Leute in nicht vorgesehenen
alternativen Lebensformen leben, die sich nicht an die üblichen Kategorien „seßhaft“ oder
„nichtseßhaft“ halten, die sich also sowohl der Einbindung in Form von „geordneten
Wohnverhältnissen“ wie auch der Versorgung in Form von Sozialeinrichtungen entziehen und
eine unabhängige oder wenigstens unabhängigere Lebensweise bevorzugen.
Andererseits: Es kann doch nicht so schwer sein, im Großkulturraum Wien ein paar solche
Orte für solche Lebensweisen zu akzeptieren. Gewaltsame Räumungen von Wagensiedlungen
sind jedenfalls mit Sicherheit kein Ansatz zur Lösung des Konflikts, in dem die Stadt
Wien mit den Wagenburgsiedler/inne/n steht. Wenn Wien anders sein soll, wie sich Wien
gerne selbst in seiner zentralen Werbebotschaft sieht, dann muß Wien zuallererst einmal
das nicht von der Wiener Stadtverwaltung selbst ausgehende andere in Kauf nehmen können
und mit diesem anderen umgehen lernen, auch wenn es nicht aus der Vorstellungswelt der
Wiener Stadtvermarktung stammt.
Mit herzlichen Grüßen, Euer
Gerhard Ruiss
Thomas Schmidinger Politikwissenschaftler Uni Wien
Eine Weltstadt wie Wien muss Raum für verschiedene Wohnformen finden. Auch
wenn manche die Ideen, die in und um einen Wagenplatz entstehen nicht
verstehen oder teilen können, so kann eine Monokultur an Lebensweisen
dieser Gesellschaft nicht gut tun. In Zeiten der multiplen ökonomischen,
ökologischen, politischen und gesellschaftlichen Krise ist es umso
wichtiger jungen Menschen die Möglichkeit zum Experiment zuzugestehen.
Dies sollten auch die dieser Krise weitgehend ratlos gegenüberstehenden
Parteien dieser Stadt begreifen. Deshalb protestiere ich gegen die
gewaltsame Räumung der Wagentruppe Treibstoff in der Baumgasse, die
drohende Räumung der Wagenburg in der Hafenzufahrtsstraße, sowie den
Umgang mit der Wagenburg in der Lobau.
Solidaritätserklärung vom PrekärCafé zu den aktuellen Ereignissen um die Wiener Wagenplätze:
Das Kollektiv PrekärCafé erklärt sich solidarisch mit den alternativ/emanzipatorischen Ansätzen, Leben jenseits der üblichen Verwertungslogiken zu organisieren, wie das bei den Projekten der Wagenplätze passiert.
Wir sind empört über die repressiven Aktivitäten der Wiener Stadtverwaltung, deren einzige Antwort auf das Stärker werden identitärer Ausschließungskonzepte und -praktiken, die Reproduktion ebensolcher ist. Welch´ Geist geistloser Verhältnisse.
Wir rufen im Gegensatz dazu die Stadtverwaltung und die Stadtregierung – sowie die Wiener SPÖ und Grünen – auf, alles zu tun, um derartige Projekte nach Kräften zu unterstützen und zu fördern, weil genau dort die Gegenentwürfe zum systemischen Katastrophismus entwickelt (erfunden) werden, ohne die dieser Katastrophismus Wirklichkeit werden wird. Es sind gerade die Freiräume, die selbstorganisierten und autonomen Zusammenhänge von unten, die autonome Migration, die feministischen Gruppen, usw. die mögliche Auswege aufzeigen und auch leben. Dazu bedarf es aber eines Zulassens und Einlassens auf die “Eigenart” der respektiven Entwürfe.
Die aktuellen Regierungspolitiken weisen eine andere Richtung: die Unterdrückung der Vielheiten der Ansätze, die Reduktion auf das normierte Gleiche (welch wirklichkeitsferne Abstraktion), die Abwälzung der Krisenlasten auf die unteren Klassen, usw.. Kurz: die derzeitige Politik der Wiener SPÖ verhindert nicht nur Rechtsextremismus und Rassismus nicht, sie begünstigt ihn noch, indem sie seine Rezepte reproduziert und indem sie alternative Projekte behindert und verfolgt.
Es sei aber unterstrichen, dass es nicht nur und nicht so sehr die Regierungen (auch nicht die Stadtregierungen) sind, die die Richtungen gesellschaftlicher Entwicklungen bestimmen, sondern (und vor allem) die sozialen Bewegungen. Die für uns wichtigen, die emanzipativen sozialen Bewegungen, die teilweise untergründig, teils an der Oberfläche, auf vielfältige Weise vernetzt und notwendigerweise auch oft “eigensinnig” sind; daran nehmen die Wagenburgen Teil – sind Teil davon. Und gerade der Eigensinn dieser (nichtidentitären) Zusammenhänge ist die Stärke der Bewegungen. Dies auch, weil er nicht anschlussfähig für die kapitalistische Verwertung ist. Dies macht seine Produktivität und Kreativität aus.
Davon können auch wir lernen. Solidarität dient dabei als jenes Werkzeug, das nicht zum Zwecke der Konkurrenz taugt. Das macht sie so gefährlich.
Unterstützungserklärung von Elfriede Jelinek:
Eine Großstadt hat großzügig zu allen ihren
Bewohnerinnen und Bewohnern zu sein, und sie hat auch alternative
Lebensentwürfe zu respektieren. Sonst wird sie zur finstersten
Provinz.
Elfriede Jelinek
Unterstützung von Antirep2008:
Solidarität mit den Wagenplätzen in Wien!
Wir unterstützen die Freiheit der Einzelnen zu reisen, sich nieder zu
lassen, sich zu assoziieren und eigene Formen des Zusammenlebens zu wählen.
Nicht Bürokratien, wirtschaftliche Interessen oder “Sicherheitsaspekte”
sollen die Formen des Leben, Wohnen und Wirtschaften bestimmen sondern
gegenseitige Hilfe und Solidarität sowie Respekt und Rücksicht auf sich
und andere.
Damit sind wir selbstverständlich auch solidarisch mit den Wagenplätzen
in Wien und ihren Bewohner_innen denen durch Bürokratie, reaktionäres
Gedankengut und die Staatsgewalt das Leben schwer bis unmöglich gemacht
werden soll. Wir wünschen den Wagenplatzbewohner_innen viel Kraft -
lasst Euch nicht unterkriegen!
Wir fordern die sofortige Rückgabe der entwendeten Wägen sowie dem
sonstigen Gut der Wagentruppe Treibstoff inklusive Rückgabe des Platzes
in der Baumgasse!
Duldung für den Wagenplatz in der Hafenstraße!
Sofortige Stilllegung der Baustelle neben den Wagenplatz in der Lobau!
Her mit dem schönen Leben – jetzt sofort und für alle! Die Gstätten
denen, die sie bewohnen!
antirep2008 und die im §278a Verfahren Angeklagten Christof, Jan, Kevin, Leo, Sabine
http://antirep2008.org/?p=3382#more-3382
Solidarität aus dem E.K.H::
Wir, die Bewohner_innen des Ernst Kirchweger Hauses, sind bestürzt und wütend über den Umgang mit den Wagenplätzen in Wien seitens der Stadtpolitik. Die Bewohner_innen der drei Wagenplätze sind immer wieder Schikanen ausgesetzt. In den letzten Wochen hat sich die Situation durch die Räumung der Wagenplätze Treibstoff und Hafenzufahrtstrasse massiv zugespitzt. Vor allem durch das Beschlagnahmen der Wägen der Treibstoff˝Aktivist_innen wird mehreren Menschen kurz vor dem Wintereinbruch ihr Zuhause entzogen. Und das, damit Brachflächen weiterhin unbelebt und ungenutzt bleiben.
Die (Re)aktionen der Stadt Wien können bestenfalls als zynisch, eher jedoch als menschenverachtend und repressiv bewertet werden. Der Wagenplatz Hafenzufahrtstrasse wurde vertrieben, obwohl die Mieter_innen des Grundstücks kein Problem mit ihrem Dasein hatten. Der Wagenplatz Treibstoff wurde von der Stadt Wien und staatlichen Betrieben wie der ÖBB von einem Platz zum nächsten gejagt – statt kulturelle Vielfalt und die Belebung brachliegender Flächen zu unterstützen will die Stadt beispielsweise einen Jugendknast bauen. Der Wagenplatz in der Lobau wurde mit überteuerter Miete und schlechten Bedingungen legalisiert, um ein Alibi für die Stadt zu schaffen und die Wagenplatz Aktivist_innen zu beruhigen. Doch wir lassen uns von Stadt und Staat nicht einschüchtern oder ruhigstellen – wir bleiben weiterhin mit den Aktivist_innen der Wagenplätze solidarisch!
Die Stadt hat keine Lösungen zu bieten – viel mehr weiss die Stadt nur auf Kreativität, Vielfalt und Anderssein mit Repression und Unterdrückung zu reagieren. Wir erwarten uns auch nichts von einer angekündigten Rot-Grün Regierung. Im Gegenteil hat die SPÖ mit den Räumungen der zwei Wagenplätze wohl den bevorzugten Kurs für ihre nächste Regierungszeit vorgezeigt. Deswegen werden wir weiterhin unser Leben selbst in die Hand nehmen und diejenigen unterstützen, die Freiräume erkämpfen, die selbstbestimmt leben, die Abschiebungen unmöglich machen, und die für eine solidarische Welt ohne Ausbeutung und Repression kämpfen.
Ihr kriegt uns nie klein!
Für 1, 2, 3, 1000 Wagenplätze!
Solidarität ist eine Waffe!
Solidaritätserklärung v. Frau Herz
Das Funktionieren einer Stadt kann nicht eine alles überrollende Verwaltungsmaschinerie, ebensowenig das sture durchexerzieren von gesetzlichen Texten bedeuten – ganz so als handle es sich bei einer Stadt nicht um lebendige sondern vielmehr um längst tote, nicht weiter änderbare oder sich per se verändernde Strukturen.
Das permanente Sichtbarmachen einer lebendigen und diversiven Stadt durch das erweitern von Lebens- und Wohnkonzepten wie den Wagenplätzen und Wagenburgen scheint die Verantwortlichen der Stadt Wien jedoch derart zu überfordern, dass diese keinen anderen Ausweg sehen als solche Lebensformen zu kriminalisieren und zu schickanieren. Entgegen dieser kleinbürgerlichen Ängste stellt ein Wagenplatz aber eine Berreicherung und Erweiterung einer Stadt dar und macht sie zu dem, was sie per definition sein möchte: ein Raum, in dem Menschen verschiedener sozialer und sonstiger Herkünfte gemeinsam leben, in dem Kultur und kreative Initiativen entstehen können und Unterstützung finden.
Deshalb ist es mir ein Anliegen, mich explizit von den Politiken dieser Stadt – besonders in Bezugnahme auf die kürzliche brutale Räumung und den Versuch des Entzugs der Existenzgrundlagen aller Bewohner_innen des Wagenpaltzes Treibstoff, die Vertreibung des Wagenplatz Hafenstraße sowie die Unbewohnbarmachung des Wagenplatzes in der Lobau – zu distanzieren.
Ich fordere hiermit die sofortige Legalisierung, Anerkennung und Förderung alternativer Lebens- und Wohnmodelle im Sinne einer vielfältigen und offenen Stadt.
Wagen auf den Stephansplatz!
Kathrin Füßl / Frau Herz, bildende Künstlerin und Musikerin
SOLIERKLÄRUNG der Pizzeria Mari
Grundsätzlich sind wir natürlich für die diversität und freiraum für alle alternativen lebensformen in dieser stadt. Jede solcher gruppen macht die stadt bunter und lebenswerter. Ausserdem sind wir auch absolut gegen polizeigewalt.
mlg und viel Glück
Maria
Pizza Mari
Soli der Critical Mass:
Tja, kaum waren die Wahlen vorbei, da hatte die Stadt Wien nix anderes zu tun, als endlich die Wagenplätze Wiens kurz vor dem Winter wieder mal gscheit niederzutreten. Wir erinnern uns: es gab einen Wagenplatz in Simmering wo die Wagenplatzmenschen einen Platz gemietet und bezahlt haben und der Vermieter damit einverstanden war. Die Stadt Wien war es nicht und hat die Leute vertrieben. Mit irgendwelchen Bau- und Wohnvorschriften. Darum haben sich dann drei neue prekäre Wagenplätze gebildet, weil die Leute mussten und wollten ja auch wohin. Zu Recht :) Und jetzt vor dem Winter greift die Stadt Wien wieder mit Gewalt und Gemeinheit durch.
Begonnen hat es am 19.Oktober mit dem Wagenplatz Lobau, wo die Stadt Wien Anfang Sommer einigen WagenplatzbewohnerInnen für drei Jahre zu einem teuren Preis ein Stück Grund vermietet hat. Leider ohne dazu zu sagen, dass für genau diese drei Jahre 1m neben dem Wagenplatz eine Tag- und Nachtgrossbaustelle mit Flutlicht für einen Kanal errichtet wird. Baubeginn war diese Woche – und damit haben es auch die WagenplatzbewohnerInnen erfahren. Die Stadt Wien hat diese Gruppe von Leuten also schlicht und einfach gehörig verarscht.
Ein paar Tage darauf wurde der Wagenplatz Baumgasse, wo sich einige andere Wägen unter dem Namen “Treibstoff” zusammengeschlossen haben und auf einem ungenutzten Platz ihre Wägen abgestellt haben mit massiver Repression vertrieben. Die meisten Wägen und Hänger wurden kostenpflichtig abgeschleppt und die Leute sitzen jetzt auf den Abschlepprechnungen von 10.000€
Und morgen kommen die letzten paar freien Wägen in der Hafenstrasse dran. Die dort auf einem Baustellenlagerplatz stehen und mit den Baustellenleitern ausgemacht haben, ob das eh passt. Für die passt es. Die brauchen den Platz ned. Aber das macht der Stadt Wien nix. Was nicht sein darf, kann auch nicht sein, also räumen wir auch da noch rein.
Fazit:
Ungefähr 30 Wägen gibts in Wien. Mit Menschen, die in diesen Wägen wohnen wollen. Und das sind meist gemütliche und schöne Wägen. Warm, kuschelig.Und die Leute leben dort, gehen von dort arbeiten, in die Schule, auf die Uni oder was auch immer sie halt grad in Ihrem Leben machen. WC-Wagen, Duschwagen. Gibts alles. Wie ned nur in Wien sondern in fast allen Städten dieser Welt. Auch in der Schweiz zB in Zürich und in Genf. Da gibts pro Stadt etliche Plätze. Und funktioniert tadellos.
Genauso wie in Wien organisieren sich die Leute einen geeigneten Platz, der leersteht oder der vermietet wird und dann wohnen sie dort. Macht Sinn – stört niemanden.
Ausser die Stadt Wien. Die echt keine Repression, kein hinterlistiges Mittel auslässt um diesen 20 Leuten das Leben so schwer zu machen wie nur irgendwie möglich.
Es ist zum Kotzen. Zum Weinen. Zum Schreien. Und einfach unverständlich. Und es ist Zeit zum Aktiv werden.
Wien braucht Wagenplätze. Wien will Wagenplätze. Wien wird Wagenplätze haben.
Bereits bei der Räumung des Wagenplatzes Simmering haben sich viele CM-FahrerInnen solidarisch mit den Wagenplatzleuten gezeigt:
http://www.criticalmass.at/1847
http://treibstoff.wagenplatz.at/soli-erklarungen